Wahlfahrt09 » Tagebuch http://www.wahlfahrt09.de Mon, 03 May 2010 15:28:35 +0000 en hourly 1 http://wordpress.org/?v=3.2.1 Tagebuch: Börde, Wahltag, Schluss http://www.wahlfahrt09.de/tagebuch/borde-wahltag-schluss/?utm_source=rss&utm_medium=rss&utm_campaign=borde-wahltag-schluss http://www.wahlfahrt09.de/tagebuch/borde-wahltag-schluss/#comments Sun, 27 Sep 2009 07:22:35 +0000 Malte Göbel http://www.wahlfahrt09.de/?p=3577 tagebucgpartkneuFoto: Lu Yen Roloff

Am Wahlsonntag ist es kalt – jedenfalls zunächst, denn ganz unsonntäglich stehen wir so früh auf wie nur irgend möglich, um noch den Posting-Endspurt zu starten. Daniel S. ist in Haldensleben auf die Suche nach Nichtwählern gegangen und fährt mit Jörn gleich weiter zum Altersheim, um noch mehr zu finden. Lu Yen und Malte schreiben am Rückblick für Spiegel Online, Daniel P. schneidet Audioslides und feilt am Konzept für den Wahlbeobachter-Film, der später am Tag geplant ist.

Vor lauter Arbeitswut (interne Deadline für Artikel für Spiegel Online: 12 Uhr Mittags) verschieben wir die Öffnung unseres Wahlfahrtwagens und bleiben erstmal in Hundisburg, sind die ersten Gäste im Schlosscafé und werden dann sowohl von Personal als auch Besucher_innen größtenteils im fortgeschrittenen Alter misstrauisch beäugt, wie wir mit Augenringen vor Laptops sitzen, anstatt Sahnetorte und Filterkaffee mit Schuss zu genießen. Die Sonne schwingt sich empor, und es wird heiss. Auf früheren Stationen hatte solch ein Wetter besondere Namen, war nach Bomben oder Hohenzollern benannt, wir taufen es ganz demokratisch “Wahlwetter”.

Mittags sind die Mails an SpOn geschickt, und wir machen uns auf nach Haldensleben. Das sei Sonntags ziemlich tot, wurde uns am Vorabend in der Pizzeria gesagt, aber einige Leute sind doch unterwegs. Inzwischen ist es bullig heiß, wir posten Artikel, essen Eis, statten dem Wahllokal um die Ecke einen Besuch ab – ziemlich leer, aber das bestätigt auch nur unseren Gesamteindruck der Wahlfahrt: Die Beteiligung sinkt.

Am Spätnachmittag dann kurze Panik: Das Internet ist weg! Glücklicherweise hilft uns Ivar Lüthe von der Volksstimme Haldensleben aus der Patsche und lässt uns kurz die Redaktionscomputer nutzen. Danke nochmal! Dann eilt er ins Rathaus zur Stimmauszählung, wir gehen zurück zum Wagen, das Internet ist wieder da, die ersten Hochrechnungen auch. Und für uns die Luft raus.

Am Abend noch Politurarbeiten, Daniel P. und Jörn schneiden den Film, die anderen werkeln an der Seite herum, gucken nebenher Elefantenrunde, immer neue Hochrechnungen und dann Star Wars. Dann ausschlafen, nach Berlin fahren, Abschiedsaufnahmen vor dem Reichstag, Wagen ausräumen – und feiern.

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Tagebuch: Ein Prosit der Gemütlichkeit http://www.wahlfahrt09.de/tagebuch/ein-prosit-der-gemutlichkeit/?utm_source=rss&utm_medium=rss&utm_campaign=ein-prosit-der-gemutlichkeit http://www.wahlfahrt09.de/tagebuch/ein-prosit-der-gemutlichkeit/#comments Fri, 25 Sep 2009 07:19:29 +0000 Lu Yen Roloff http://www.wahlfahrt09.de/?p=3355

Auf der Suche nach unserer Unterkunft im Schloß Hundisburg landete die Wahlfahrt09 aus Versehen in der alten Ziegelei auf einem Oktoberfest. Weils so schön war, blieben wir gleich da. Prost!

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Tagebuch: Über Magdeburg in die Börde http://www.wahlfahrt09.de/tagebuch/uber-magdeburg-in-die-borde/?utm_source=rss&utm_medium=rss&utm_campaign=uber-magdeburg-in-die-borde http://www.wahlfahrt09.de/tagebuch/uber-magdeburg-in-die-borde/#comments Thu, 24 Sep 2009 23:01:30 +0000 Malte Göbel http://www.wahlfahrt09.de/?p=3358 Foto: Jörn Neumann

Viel zu kurz sind wir in Magdeburg, wo wir von Anja Schlender noch unterstützt werden. Sie kümmert sich um die jungen Parteien vor Ort (Piratenpartei und die Jugendpartei “Future”), Daniel S. geht mit Jörn auf Suche nach Frauen und deren politischer Meinung, weil wir einfach viel zu viele Männer auf der Seite haben, Malte und Lu Yen jetten nach Halle, um dort internationale Wahlbeobachter zu treffen und über den Wahlkampf zu interviewen.

Unser Wagen steht am Rand der Fußgängerzone. Auf dem Weg dorthin verfahren wir uns glücklicherweise, erhaschen so Blicke auf den Dom und das Hundertwasserhaus. Dann verschafft uns die eilige Frau Frost Strom, sie schimpft im Vorbeilaufen mit Markthändlern, die ihren Stand falsch aufgebaut haben. Die Menschen sind hier kontaktfreudig, immer wieder kommt jemand vorbei und setzt sich, einer erzählt ausführlich, warum das Gesundheitssystem seiner Meinung nach die Menschen eher umbringt als sie zu heilen und wirbt eindringlich für Rohkost.

Wir schlafen in den äußerst großzügigen Räumlichkeiten des CVJM Magdeburg, etwas karg vielleicht, aber trotzdem hat es irgendwie Flair. Am letzten Tag sind wir traurig, schon weiterfahren zu müssen, weil die Leute so nett sind – “wenns in Haldensleben doof ist, kommt doch einfach wieder zurück zu uns”, sagt uns die CVJM-Chefin, und wir sind versucht, das Angebot ungesehen anzunehmen, fahren dann aber doch weiter. Nur Anja bleibt und nutzt von nun an vielleicht den Band-Proberaum des CVJM.

Obwohl wir uns mit beiden Autos prompt verirren, trotz Navigationsgerät, schlagen wir zielsicher nicht an unserem Übernachtungsort, sondern auf dem lokalen Oktoberfest auf. Alles weiß-blau, die Leute haben Lederhosen und Dirndl an, es gibt Bier und Fleisch in rauhen Massen – und kein einziger Bayer anwesend! Das sagt jedenfalls Frau Krause, die in der Orga mit drinhängt und gleichzeitig unsere Unterkunft managet – im (oder direkt am) Schloss Hundisburg bei Haldensleben.

Nach Nächten in Zelten und Gemeindesälen setzt Schloss Hundisburg den vielfältigen und immer schönen Wahlfahrt-Übernachtungen gewissermaßen eine höchst zauftige Krone auf: Das Gebäude ist ein Hybrid aus Trutzburg und Barockschloss, mit streng französischem und sanft englischem Landschaftsgarten daneben, innen drin mehrere Herbergen, ein Öko-Museum, repräsentative Räume, Studio, Tischlerei, Konzert-Scheune – eine vielfältigere Nutzung kann man sich kaum vorstellen. Der perfekte Ausgangspunkt für unsere letzte Station: den Landkreis Börde, wo 2005 die niedrigste Wahlbeteiligung war.

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Tagebuch: Im Sekundenschlaf nach Magdeburg http://www.wahlfahrt09.de/tagebuch/im-sekundenschlaf-nach-magdeburg/?utm_source=rss&utm_medium=rss&utm_campaign=im-sekundenschlaf-nach-magdeburg http://www.wahlfahrt09.de/tagebuch/im-sekundenschlaf-nach-magdeburg/#comments Thu, 24 Sep 2009 15:17:29 +0000 Daniel Stender http://www.wahlfahrt09.de/?p=3210 20090924_tagebuch_fahrtFoto: Jörn Neumann

Lagerfeuer, Fußballspielen auf der grünen Wiese, piekendes Stroh und rauschende Kastanienbäume haben wir hinter uns gelassen. Der Aufenthalt in Harrys Heuhotel bei Lüchow war sehr idyllisch, fast zu schön um wieder wegzufahren!

Kurz hinter Salzwedel beginnt die Realität: Hunger. Daniel P., Jörn N. und ich (Daniel S.) beginnen von Pommes zu träumen. Mit jedem Kilometer werden die Portionen größer. Als wir endlich irgendwo halten, schaufeln wir viel zu viel viel zu schnell in uns rein – Bauchweh!

Wenig später spielt Daniel (der andere) Sekundenschlaf am Steuer, während Jörn die entsprechenden Fotos macht. Im Radio läuft ein Sender, der von sich behauptet der “neue Sound” zu sein – tatsächlich laufen aber immer nur Sachen wie “song 2″ von Blur. Mitsingend erreichen wir unsere nächste Station: Das CVJM-Heim in Magdeburg.

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Tagebuch: Den Schlaf im Heuhaufen finden http://www.wahlfahrt09.de/tagebuch/den-schlaf-im-heuhaufen-finden/?utm_source=rss&utm_medium=rss&utm_campaign=den-schlaf-im-heuhaufen-finden http://www.wahlfahrt09.de/tagebuch/den-schlaf-im-heuhaufen-finden/#comments Wed, 23 Sep 2009 10:13:18 +0000 Malte Göbel http://www.wahlfahrt09.de/?p=3189 20090923_tagebuch_heuhotelFoto: Jörn Neumann

Die Sonne scheint, in der Ferne rauscht die Landstraße (wo die Laster die Autobahnmaut umgehen), ein lauer Westwind treibt gemächlich die letzten Schäfchenwolken über den Himmel. Im Wendland erlebt die Wahlfahrt mal wieder Natur pur. Die Landschaft ist nicht spektakulär, flaches Land mit Gras, Kühen oder Getreide – und überall gelbe Kreuze und Referenzen zu der Atomsache, wegen der wir ja hier sind.

Wir schlafen im Heuhotel Reddebeitz, Teil eines Rundlings – dieses Haufendorfes, das wie aus dem Erdkundebuch geschnitten scheint. Heuhotel-Chef Harry, mit Irland/Wales-Faible und natürlich aktiv in der lokalen Anti-Atom-Bewegung, erklärt uns das ganze: Allergiker kriegen Zimmer, sonst gibt es noch ein Matratzenlager, aber eigentlich schläft man im Heu. Schön, aber als ich die Nase ins Heu stecke, denke ich, nee, eigentlich bin ich ja allergisch und so, lieber die Matratzen.

Doch dann der letzte Abend: Abendsonne, Lagerfeuer, Bauernhofromantik at its best, Salle und Daniel S. tauschen Geschichten über ihre ersten Treckerfahrten aus. Ich könnte nur mit frühkindlichen U-Bahn-Erfahrungen dagegenhalten. Nicht genug. Die rurale Idylle flüstert mir mit Jeans Team ein: Oh Bauer, nimm mich mit auf die Felder, oder besser doch ins Heu.

Lu Yen gibt eine Allergietablette, und ich wage mich ins Heu. Es ist weich und warm, das erwartete Kleintiergekrabbel bleibt zunächst aus. Aber auch der Schlaf. Die Wahlfahrtler um mich rum geben recht bald regelmäßige Atemzüge von sich (größtenteils übrigens auch per Chemie gegen Allergie gewappnet), ich gucke in alle Richtungen, dämmere etwas vor mich hin, fahre hoch, weil es doch raschelt und trippelt, schließe die Augen ganz fest, aber statt dunkel wird es gelb, der Duft vom Heu ist überall, alles Kapuzen-hochziehen oder Schlafsack-Mummeln hilft nichts. Kein Schlaf.

Die Zeit vergeht. Ich auch. Irgendwann habe ich keine Lust mehr zu warten, klemme den Schlafsack unter den Arm und gehe nach draußen. Hier ist es dunkel und still, sogar die Landstraße hört man kaum. Tausche Heuromantik gegen Sternenhimmel. Ist doch auch was.

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Tagebuch: Hochburg des Widerstands http://www.wahlfahrt09.de/tagebuch/hochburg-des-widerstands/?utm_source=rss&utm_medium=rss&utm_campaign=hochburg-des-widerstands http://www.wahlfahrt09.de/tagebuch/hochburg-des-widerstands/#comments Tue, 22 Sep 2009 13:11:30 +0000 Joern Neumann http://www.wahlfahrt09.de/?p=3112 Fotos: Jörn Neumann

Nach einem kurzen Spaziergang steht fest: Fachwerkhäuser gibt es viele in Lüchow. Der Ausblick vom Amtsturm, der zum Schloss der Graftschaft Lüchow gehörte, lenkt den Blick auf Fachwerkhäuser in einer grünen Weite. In der Ferne stehen Windkrafträder. Gorleben und das Zwischenlager für abgebrannte Brennstäbe sind nicht in Sicht. Dafür aber im Stadtbild von Lüchow: Das gelbe X, Aufkleber gegen Atomkraft und nicht zuletzt das Büro der Bürgerinitiative Umweltschutz Lüchow-Dannenberg e.V. im Stadtzentrum sind Anzeichen für den seit über 30 Jahren andauernden Kampf gegen die Atomindustrie. Wir haben die Eindrücke im Bild festgehalten.

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Tagebuch: Wruken an der Ostsee http://www.wahlfahrt09.de/tagebuch/wruken-an-der-ostsee/?utm_source=rss&utm_medium=rss&utm_campaign=wruken-an-der-ostsee http://www.wahlfahrt09.de/tagebuch/wruken-an-der-ostsee/#comments Sat, 19 Sep 2009 10:27:49 +0000 C. Salewski http://www.wahlfahrt09.de/?p=2986 19092009_tagebuch-1

Foto: Milos Djuric

Es ist merklich kühler geworden. Eigentlich müsste man in der Sonne sitzen, um nicht zu frösteln. Sonne aber bedeutet schlechte Sicht auf den Laptop. Ein Dilemma geradezu existentiellen Ausmaßes also: Frieren oder erblinden. Die Wahlfahrt ist in Wismar auf die fundamentalen Fragen zurückgeworfen.

Das ist natürlich und selbstredend alles kein Vergleich zum Kriegswinter 1916/17. Als in den Schützengräben die Landser bei Minus 22 Grad froren und die Menschen an der Heimatfront ob einer Kartoffel-Missernte hungerten. Damals war es ein Gemüse mit dem wenig einprägsamen Namen Wruken, das viele Leben rettete. Wo die so bezeichnete Steckrübe ursprünglich wech kommt, wie man hier sagt, ist bis heute nicht restlos geklärt. Manche vermuten Skandinavien. Man könnte den Alten Schweden fragen, der gegenüber am Marktplatz ein offensichtlich gut gehendes Restaurant gleichen Namens betreibt. Das ist aber ohnehin eher eine botanische Frage, die uns vom Thema weg-, Pardon, wechführt. Wichtig ist, dass die Wruken alles enthalten, was groß und stark macht: Traubenzucker, Eiweiß, Fett, alles drin, was man braucht.

Und so ist es quasi ein Geschenk des Himmels, dass Frank Hapke direkt neben dem Wahlfahrt-Mobil seine Gulaschkanone in Stellung gebracht hat. Der Mann aus Neubukow verkauft auf dem Wismarer Wochenmarkt Wrukeneintopf. Portion Drei-Fuffzig, mit Wurst vier Euro, „auch zum Mitnehmen“.

Überhaupt kann die Wahlfahrt aus Wismar – Achtung hölzerner Übergang – so einiges mitnehmen. Etwa, dass der Ostseefischer als solcher eher pressescheu ist, wegen der schlechten Erfahrungen undsoweiter. Ein Problem, dass man mit der kommunalen Politik nicht hat. Der Presssprecher der Stadt winkt schon Mal aus seinem Rathaus-Fenster im dritten Stock, wenn man ihn am Telefon hat, und der stellvertretende Bürgermeister kommt spontan ans Wahlfahrt-Mobil, um über die Krise der Werften zu sprechen. Die Werft ist ohnehin das, was die Leute hier umtreibt, ist ihre Zukunft doch mehr als ungewiss.

Von der Mole im Alten Hafen aus blickt man auf die Kräne, die jetzt dem Russen gehören. Eine maritime Skyline zum abendlichen Rotwein. Danach geht es in die Fachhochschule. Genächtigt wird in einem Akt-Atelier zwischen Holzstaffeleien. Die zugehörigen Modelle… ach, lassen wir das. Man muss ja nicht jede kalauernde Steilvorlage und so. Jetzt erst mal Wruken.

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Tagebuch: Idylle im Wahlkampfsturm http://www.wahlfahrt09.de/tagebuch/idylle-im-wahlkampfsturm/?utm_source=rss&utm_medium=rss&utm_campaign=idylle-im-wahlkampfsturm http://www.wahlfahrt09.de/tagebuch/idylle-im-wahlkampfsturm/#comments Tue, 15 Sep 2009 12:39:44 +0000 Ute Zauft http://www.wahlfahrt09.de/?p=2730 Foto: Milos Djuric

Foto: Milos Djuric

Guido kommt, wir gehen. Gerne hätten wir noch den Wahlkampfauftritt von Guido Westerwelle in Osnabrück mitgenommen, aber Breitenfelde ruft. Kurz sprechen wir noch mit einem Osnabrücker FDPler, der beim Aufbau der Bühne hilft: Guido werde auch über den weltweiten Abbau der Atomwaffen sprechen, erzählt er. Passend zur Friedensstadt Osnabrück und zu seinen Ambitionen als zukünftiger Außenminister.

Nicht ganz so traurigen Herzens hingegen verlassen wir unsere fensterlose Unterkunft, bedanken uns aber umso herzlicher beim Osnabrücker Sportclub, der uns freundlicher Weise aufgenommen haben. DANKE! Ein paar seiner 8000 (!!) Mitglieder hatten uns an den Abenden davor mit Tipps versorgt, wo am Besten das Kanzlerduell zu beobachten ist.

Und nun Breitenfelde: Wir stehen vor der Kirche (roter Klinker), neben der Sparkasse (roter Klinker), schräg gegenüber von Siemers Gasthof (roter Klinker)… Ruhig ist es hier, da ist proaktive Recherche angesagt: Christian lässt sich beim örtlichen Friseurmeister die Haare schneiden und plaudert mit ihm ein bisschen über Politik. Breitenfelde ist ein Ort mit Traditionsbewusstsein: Die Familie des Friseurs wohnt schon seit dem 18. Jahrhundert hier. Eines unserer Themen in dieser Idylle: Landtagswahlkampf in Schleswig-Holstein: Hier wird noch gekämpft und nicht Softball-duelliert. Heute Abend bricht ein Teil der Crew zu Münte nach Lübeck auf. Später gehts zurück zur Jugendherberge und am besten früh ins Bett, denn die Kinder der Klasse 5d sind sehr früh munter und haben einen ziemlich jugendlichen Musikgeschmack.

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Tagebuch: Langer Flohmarkt in Osnabrück http://www.wahlfahrt09.de/tagebuch/nachtflohmarkt-bei-nieselregen/?utm_source=rss&utm_medium=rss&utm_campaign=nachtflohmarkt-bei-nieselregen http://www.wahlfahrt09.de/tagebuch/nachtflohmarkt-bei-nieselregen/#comments Sun, 13 Sep 2009 12:41:13 +0000 Lena Brochhagen http://www.wahlfahrt09.de/?p=2650 flohmarkt_tagebuchDer Sonntag beginnt mit einer kalten Dusche, wir sind schnell wach. Auch draußen kaltes Wasser: Es nieselt, als wir am Bauwagen ankommen. Die Bundestagswahl muss im Interesse der Wahlberichterstatter dringend in wärmere Monate vorverlegt werden, finden wir.

Die Innenstadt ist trotz Herbstwetters voll, die Osnabrücker bummeln durch die Fußgängerzone. Seit gestern Abend ist hier Nachtflohmarkt; das gibt’s unter freiem Himmel nur hier, sagt der Marktaufseher.

Gestern um 19 Uhr haben wir unsere Bierbänke eingeklappt, da hatten schon die ersten Verkäufer ihr altes Kinderspielzeug, Weingläser und Klamotten auf Tapeziertischen ausgebreitet. Als wir um 22 Uhr eine Kneipe suchen, die heute das TV-Duell zwischen Merkel und Steinmeier übertragen wird, drängeln wir uns mit Tausenden Osnabrückern über den Markt.

Die Einheimischen sind besser ausgerüstet als wir, sie leuchten die Ware mit Taschenlampen an, während wir kaum was sehen. Bis zum Mittag an diesem Sonntag halten viele Verkäufer durch; in dicke Decken gehüllt.

Im Theater, vor dem unser Bauwagen steht, wird schon geprobt: Erst hörten wir unartikulierte Gesänge mit Horn-Begleitung, jetzt probt eine Frau Opernarien. Wir flüchten in den Osnabrücker Dom, ein bisschen Sightseeing. Mit seinen hellen, schmucklosen Mauern ist der Dom erstaunlich schlicht für eine katholische Kirche. Es riecht nach Weihrauch.

Dann verlässt uns leider unser Pavillon; der Wind weht ihn nach oben, die Stangen sind verbogen. Bisher konnten wir ihn noch mit Gaffa-Tape flicken, jetzt ist er endgültig hin. Also quetschen wir uns zu viert in den Bauwagen. Die Sanitäter vom Malteser-Hilfsdienst helfen uns beim Abbau der Pavillonreste und schenken uns Kaffee. Wir revanchieren uns mit Bionade.

Überhaupt sind die Leute hier freundlich, hilfsbereit und norddeutsch-gelassen. Der Eindruck: Kontrast zu Marxloh. Hier ist im Großen und Ganzen alles in Ordnung. Die Osnabrücker sind gut gekleidet, irgendwie tragen hier fast alle teure Lederschuhe, und sie passen auf, dass wir keine Zigaretten auf dem Theatervorplatz austreten, das kostet zehn Euro. In Marxloh war so etwas das geringste Problem.

Inzwischen prasseln dicke Tropfen an die Bauwagen-Fenster. Also arbeiten wir auf, was liegen geblieben ist, und bereiten uns auf heute Abend vor: aus zwei Kneipen, mit Jungwählern und der Piratenpartei wollen wir heute das Duell Merkel-Steinmeier gucken.

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Tagebuch: Von Marxloh bis Osnabrück http://www.wahlfahrt09.de/tagebuch/von-marxloh-bis-osnabruck/?utm_source=rss&utm_medium=rss&utm_campaign=von-marxloh-bis-osnabruck http://www.wahlfahrt09.de/tagebuch/von-marxloh-bis-osnabruck/#comments Fri, 11 Sep 2009 16:11:01 +0000 JC Kage http://www.wahlfahrt09.de/?p=2601 d_tagebuch3

Marxloh steht noch unter dem Eindruck des Hausbrandes. Ein freundlicher älterer Herr mit grauem Haar und Sandalen kommt an unser knallorangenes Rollbüro. Es stellt sich heraus: Er ist ein Mönch, auch ohne Kutte. Er kennt die Menschen hier im Viertel seit Jahrzehnten. Er erzählt uns von dem Schrecken, der Trauer und der Solidarität nach dem Brand. Drei Kinder und eine Frau sind gestorben. Das hat die Marxloher zusammen gebracht, egal woher sie stammen. In seine Sammelbüchse haben Libanesen, Türken und Deutsche Scheine oder Centmünzen gesteckt. Der Erlös soll den Überlebenden zu Gute kommen.

Neben uns sitzen zumeist hagere Marxloher ohne Arbeit auf den Bänken. Manch einer trinkt schon morgens sein Bier. Genauso wie in der “Marktklause” gegenüber (die uns netterweise den nötigen Strom liefert), wo schon um 10 Uhr die Theke gut besetzt ist.

Brautmodengeschäfte dominieren den Einzelhandel. Die große neue Moschee steht vis à vis einer häuserumschlossenen Brache und sieht sehr schmuck aus. Wenige Gebäude weiter flattert die deutsche Fahne am übergroßen Mast vor einem Privathaus. Ansonsten erinnert Marxloh an Köln-Mülheim, bzw. Berlin-Neukölln. Rauer Charme. Duisburg selbst umgibt ein Geflecht aus Autobahnen, Kanälen und Industrieanlagen. Schön, wie die Toskana vielleicht nicht, aber herzlich ehrlich.

Stippvisite nach Essen. Eine Gruppe von Unternehmerinnen mit so genanntem migrantischen Hintergrund zeigt, dass das Thema Integration eben auch erfolgreiche Seiten hat.

Stippvisite zwei: Die “Wahlgang” hat zum Erstwähler-Ortstermin geladen in Gevelsberg. Die 13. Stufe des örtlichen Gymnasiums soll die Positionen der Parteien zu bestimmten Themen in einer “Simulation” kennen lernen. Eigentlich hätten die Schüler schon ins Wochenende verschwinden können, jetzt müssen sie Politik spielen. Hartes Brot.

Unsere nächste Station Osnabrück erreichen wir in der einbrechenden Dunkelheit. Unser neues Domizil ist der Keller eines Sportzentrums. Bunkerflair. Wir schlafen auf Judomatten. Wahlkampf eben.

Wir bauen uns schön früh neben dem Theater auf. Kurz darauf kommt die Feuerwehr, die wegen des Nachtflohmarktes eine mobile Feuerwehrwache in Form eines Containers ablädt. Ein Klezmermusiker hat das Pech nicht vor Ort zu sein, als das hiesige Ordnungsamt seinen Wagen abschleppt. Wir hatten noch versucht, ihn auf dem Markt zu finden – vergebens. Nun steht sein Riesenxylophon neben uns, während er sein Fahrzeug auslöst.

Wir schneiden, schreiben und bereiten uns auf das Wahlduell Merkel/Steinmeier vor. Die Wahl rückt spürbar näher.

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